Soziales Kompetenztraining für Kinder

Nach §§ 27 i.V.m. § 29 SGB VIII


Übersicht

Im sozialen Kompetenztraining, das auf verhaltenstherapeutischen Grundlagen aufbaut, sollen 7- bis 9-jährige Kinder mit Schwierigkeiten in der Aufmerksamkeitsfokussierung und im Sozialverhalten die Möglichkeit haben, Strategien der Selbstregulation zu erlernen. Die Verhaltenssteuerung des Kindes soll durch unterschiedliche Methoden verbessert werden.


Zielgruppe

Das Training richtet sich an 7- bis 9-jährige Mädchen und Jungen, die in der Schule oder in häuslichen Kontexten durch Schwierigkeiten im Sozialverhalten auffallen bzw. Konzentrations- oder Aufmerksamkeitsstörungen haben. Die Kinder sollten einen unauffälligen Intelligenzstatus und bereits erste Lesekenntnisse haben.


Gruppenstärke

Das soziale Kompetenztraining ist für acht Kinder konzipiert.


Voraussetzungen

Die familiären Strukturen der teilnehmenden Kinder sollten so beschaffen sein, dass die Eltern bzw. die näheren Bezugspersonen zu einer aktiven Mitarbeit in der Lage sind. Der Schwerpunkt der Elternarbeit liegt insbesondere auf dem Schreiben eines Wochenprotokolls. Ferner sind Elternaufgaben integraler Bestandteil des Trainings. Durch diese sollen die Eltern dazu aktiviert werden, dass das Kind die im Training erlernten Handlungsschritte in den Alltag integrieren kann.


Grundlagen

Das soziale Kompetenztraining für Kinder baut auf verhaltenstherapeutischen Grundlagen auf. In regelmäßigen Abständen wird das angemessene Verhalten der Kinder durch die Vergabe positiver Verstärker (Smileys) gefördert, aversives Verhalten soll durch einen Verstärkerentzug gelöscht werden. Durch die Vergabe und den Entzug der Verstärker sollen die Kinder lernen, positives und aversives Verhalten zu erkennen und zu steuern. Welches Verhalten erwünscht und welches unerwünscht ist, wird zu Beginn des Trainings mit den Kindern in Zielvereinbarungen festgehalten. Das Training orientiert sich ferner an den individuellen Entwicklungsständen der Kinder und zielt darauf ab, die eigenständige Entwicklung der Kinder zu fördern. Die Heterogenität der beschriebenen Störungsbilder setzt zudem den spezifischen Umgang mit Trainingsschwerpunkten voraus. Die Situationsgestaltung im Training beinhaltet, dass wenige zentrale Regeln aufgestellt und Handlungsanweisungen eindeutig und klar formuliert werden. Durch wiederkehrende Rituale lernen die Kinder, Sicherheit zu gewinnen.


Zielsetzungen

Im Rahmen des Trainings sollen die Kinder lernen, ihr Verhalten besser zu steuern, um Regeln und Grenzen einhalten zu können. Sie sollen dazu befähigt werden, durch Andere gesetzte Grenzen zu erkennen und Anderen selbst Grenzen aufzuzeigen. Die handlungsorganisatorischen und selbstregulativen Kompetenzen der Kinder sollen verbessert werden. Ferner sollen die Kinder sich Methoden aneignen können, um eigene Emotionen wahrzunehmen und zu verbalisieren. Außerdem werden unterschiedliche Methoden der Konfliktbewältigung vorgestellt, die die Kinder übernehmen und in ihr alltägliches Handeln integrieren sollen. Ziel ist die Verminderung von aktuellen Belastungssituationen durch das Erlernen von Handlungsmöglichkeiten und die Beratung der Eltern hinsichtlich der Anleitung des Kindes im Alltag.


Durchführung – Inhalte der Trainingssitzungen

  1. Trainingseinheit:
    Zu Beginn steht ein Beziehungsaufbau der Kinder zu den Fachkräften, aber auch untereinander im Vordergrund. Ferner werden die Gruppenregeln aufgestellt und die Gruppen- bzw. indiv­iduellen Einzelziele des Trainings besprochen sowie die Einführung des Verstärkerplans.

  2. Trainingseinheit:
    Es steht die Thema „Gut zuhören“ im Vordergrund, wobei die Kinder lernen sollen, ihre Aufmerksamkeit auf aufgabenrelevante Reize zu fokussieren. Außerdem sollen die Kinder anhand von Beispielen aus dem familiären Umfeld lernen zu unterscheiden, was sie mögen und was nicht.

  3. Trainingseinheit:
    Die Kinder lernen Gesprächsregeln (z.B. Blickkontakt halten, ruhig stehen oder sitzen) kennen und diese anzuwenden. Weiterhin sollen sie anhand eines Rollenspiels üben, Grenzen zu setzen und Stopp zu sagen.

  4. Trainingseinheit:
    Das Thema „Selbstregulation“ steht im Vordergrund. Die Kinder lernen den Drehzahlmesser für Erregungsniveaus kennen und wenden diesen an. Außerdem lernen sie durch „Drehzahl-Pantomime“, nonverbale Signale zu erkennen und sich selbst einzuschätzen.

  5. Trainingseinheit:
    Anknüpfend an die 4. Einheit, sollen die Kinder durch das Kennenlernen und die Anwendung verschiedener Ruhig-Mach-Tricks (Notfallhelfer, Entspannungs-/Stilleübung, Bewegung) lernen, ihr Erregungsniveau in schwierigen Situationen zu reduzieren.

  6. Trainingseinheit:
    Die Kinder beschäftigen sich mit dem Thema „Mut und Vertrauen“. Sie lernen verschiedene Mut-Mach-Tricks (z.B. Zauberstein, Mut-Mach-Mantras) und trainieren diese.

  7. Trainingseinheit:
    Thema ist „Hilfe holen, anderen helfen“. Die Kinder lernen im Rahmen der Erledigung einer Teamaufgabe, Verantwortung für ihr eigenes Handeln zu übernehmen, Hilfe zu leisten oder diese bei Bedarf einzufordern.

  8. Trainingseinheit:
    Im spielerischen Geschehen setzen sich die Kinder mit dem Thema „Freundschaft, Vertrauen und Verlässlichkeit“ auseinander. Hierbei steht bereits das Thema Gefühle im Vordergrund. Durch Gespräche und Übungen (z.B. Blinde führen) soll den Kindern bewusst werden, welche Gefühle ihnen bei diesem Thema begegnen.

  9. Trainingseinheit:
    In Rollenspielen beschäftigen sich die Kinder mit der Wahrnehmung und Verbalisierung der eigenen Gefühle. Auch geht es hier wieder um das Erkennen nonverbaler Signale bei anderen.

  10. Trainingseinheit:
    Zum Abschluss stehen die Reflexion des Trainings, die Vergabe entsprechender Belohnungen und eine Feier, die sich die Kinder durch angemessenes Verhalten verdienen konnten, im Vordergrund.

Elternarbeit

Zu Beginn des sozialen Kompetenztrainings gibt es eine Einführungseinheit für die Eltern der Kinder, in der sie mit dem Training und den damit verbundenen Elternaufgaben vertraut gemacht werden. Im Anschluss an das letzte Training haben die Eltern die Möglichkeit, im Einzelgespräch eine Rückmeldung über die Verlässlichkeit und das Verhalten der Kinder zu erhalten.


Zeitlicher Rahmen

Das Training besteht aus zehn Einheiten mit einer Dauer von jeweils 90 Minuten sowie einer Einführungsveranstaltung und den Abschlussgesprächen mit den Eltern. Wochentag und Uhrzeit wird im Vorfeld mit dem jeweiligen Kooperationspartner besprochen und festgelegt.


Personalschlüssel

Das soziale Kompetenztraining für Kinder wird von zwei pädagogisch ausgebildeten Fachkräften durchgeführt, die eine Kontinuität des Trainings sicherstellen.